Die Logik zum Fenster rauswerfen ...
... und die Grammatik gleich hinterher. Dialoge schreiben, Teil 1
Liebe Autor*innen,
leider bin ich aktuell gesundheitlich angeschlagen, was ein Grund ist, warum diese Newsletter-Ausgabe auf sich hat warten lassen. Der andere: Ich muss parallel an zwei Romanprojekten arbeiten, die beide Ende Mai abgegeben werden müssen. Manchmal ist das Timing leider etwas unglücklich in unserem Beruf.
Dennoch möchte ich euch nicht länger auf die erste Folge der seit langem versprochenen Serie über das Schreiben von Dialogen warten lassen.
Das Zitat, das ich für die Überschrift dieses Newsletters verwendet habe, bezieht sich auf den einen wesentlichen Punkt, den wir begreifen müssen, wenn wir echt klingende Dialoge schreiben wollen: Es geht dabei nicht um logische Stringenz und sehr oft geht es nicht einmal um eine korrekte Grammatik. Als ich letzteres begriffen habe, war das für mich eine echte Offenbarung. Seitdem ist das Schreiben von Dialogen meine Lieblingsbeschäftigung bei der Arbeit am Roman.
Was genau mit dem Zitat gemeint ist, kann man leicht herausfinden, wenn man sich spaßeshalber einmal einem kleinen Experiment aussetzt.
Schreibimpuls
Setze dich an einen belebten Ort, eine Bahnhofshalle, ein gut besuchtes Café oder einen anderen öffentlichen Platz, an dem es niemanden stört, dass du dein Notizbuch vor dir liegen hast und hineinschreibst.
Dann lausche auf die Gespräche in deiner Nähe und protokolliere einfach stur mit, was du die Menschen sagen hörst.
Es fällt schnell auf, dass Sätze nicht beendet werden, weil jemand nachdenken oder sich verbessern muss, dass Menschen sich ins Wort fallen, dass sie gleichzeitig reden, sich gegenseitig unterbrechen, verbessern und Zwischentöne verwenden. Gleichzeitig fehlt bei einem solchen Aufschreiben von reiner Rede und Gegenrede fast sämtliche Emotion und auch einiges an Info. Lügt da jemand? Wir können es nicht sagen.
Würde man dieses Gesprächsprotokoll lesen, wäre es in den allermeisten Fällen kaum verständlich – und vermutlich langweilig dazu. Damit wir einen echten Dialog also in Literatur verwandeln können, müssen wir Wege und Methoden finden, um all diese Dinge zu Papier zu bringen:
Unterbrechnungen und Verzögerungen
Gleichzeitigkeit
Subtex (besonders schwer, aber auch besonders interessant!)
Ironie
Emotionen
Konflikte
Image by Gerd Altmann from Pixabay
Um all diese Dinge geht es in den nächsten Ausgaben dieser Newsletter-Serie. Wir fragen uns, was Dialoge ausmacht, was sie können und wozu sie dienen – sowohl der Autorin als auch dem Leser. Es wird darum gehen, wie Dialoge und Figurenbau zusammenhängen. Und ja, wir kümmern uns auch um “Basisstilkram” wie das korrekte Setzen von Absätzen, die richtigen An- und Abführungszeichen, Sinn und Unsinn von Inquit-Formeln (und deren Ersetzung) uvm.
Ich freue mich darauf!
Wenn ihr euch ein wenig auf die nächsten Ausgaben vorbereiten wollt, dann lest am Besten Bücher, die dialoglastig sind. Schaut euch an, wie die Autor:innen, die ihr schätzt, Dialoge schreiben, was für Tricks sie verwenden.
Wir können darauf dann in den nächsten Wochen gut zurückgreifen, und wenn ihr wollt, können wir uns auch beim nächsten Communitytreffen (am 29.4. um 19 Uhr auf Zoom) darüber unterhalten.
Schreib-Seminar in der Ba:
noch Plätze frei!
Vom 15. bis 17.6. geben meine Co-Autorin Susanne Thiele und ich wieder ein Science-Thriller-Seminar an der Bundesakademie für Kulturelle Bildung e.V. in Wolfenbüttel.
Noch kann man sich dafür anmelden!
Von Fakten zur Fiktion – Wie der Weg von der Recherche zum Roman glückt
Wie verwandeln Autorinnen und Autoren spröde Fakten in einen packenden Roman? Wie kommen wir an unsere Informationen? Wie wichtig ist eine Recherche vor Ort? Wo finden wir Expertinnen und Experten, die ihr Wissen mit uns teilen? Und was passiert, wenn plötzlich Details auftauchen, die unseren gesamten Plot über den Haufen werfen?
All diesen Fragen widmen wir uns sehr praxisnah. Die beiden Dozentinnen erzählen dafür von ihren Erfahrungen und leiten parallel dazu die Teilnehmer an, sich selbst auszuprobieren.
So könnte unsere Werkstatt ablaufen: Zunächst suchen wir uns ein Thema, das sich in Wolfenbüttel verwirklichen lässt. Die Stadt bietet dafür etliche Möglichkeiten: die Herzog August Bibliothek, Jägermeister, Lessing als historische Figur, das Atomendlager Asse uvm. Danach entwickeln wir aus unseren Ideen einen ersten Plot. Dafür nutzen wir Methoden des Brainstormings, die sich für die kreative Arbeit am Roman bewährt haben. Nach einem Impulsvortrag zur Recherche gehen wir in die Stadt und sammeln Informationen und Details, die sich romanhaft verarbeiten lassen. Aus dem gesammelten Material skizzieren wir anschließend Szenen, von denen am Ende eine ausgearbeitet und in der Runde besprochen wird.
Autorinnen und Autoren, die bereits im November 2024 an der Werkstatt »Wissenschaft trifft Thriller« teilgenommen haben, können an ihren Projekten weiterarbeiten.
Nach dem Anmeldeschluss erhalten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine Aufgabe.
Zur Anmeldung geht es hier entlang.
Das war es auch schon wieder für dieses Mal.
Bleibt kreativ und zuversichtlich!
Herzliche Grüße
Eure Kathrin
Haben euch diese Tipps und Tricks geholfen?
Schreibt mir in die Kommentare oder an plotten@kathrin-lange.de, was ihr denkt oder euch wünscht. Auch würde ich mich freuen, wenn ihr “Plotten für Chaoten” an andere Schreibende weiterempfehlt. Das geht ganz einfach über diesen Button. Eure Freundinnen und Bekannten können diese Ausgabe dann auch lesen – natürlich kostenlos.
Mit einem Like oder Kommentar unter dieser Ausgabe helft ihr mir, meine Reichweite zu erhöhen, was mich sehr freuen würde.
Mein Dank geht an alle, die meine Arbeit an diesem Newsletter wertschätzen.
Disclaimer, Impressum und Transparenzhinweis
Dieser Newsletter enthält neben Links auf fremde Internetseiten, deren Inhalte ich mir nicht zu eigen mache, ggf. auch einige Affiliate-Links. Beim Klick darauf, werdet ihr auf die Seite der Independent-Buchhandlung Graff weitergeleitet. Wenn ihr über diesen Link bei Graff bestellt, bekomme ich von der Buchhandlung eine anteilige Vergütung.
Wer sich für ein Impressum interessiert, sei auf diese Seite verwiesen.